Anerkennung aktuarieller Qualifikationen in Europa – MRAs in der Praxis wirksam nutzen
Innerhalb Europas ermöglicht das Mutual Recognition Agreement (MRA) der Actuarial Association of Europe (AAE) die gegenseitige Anerkennung aktuarieller Qualifikationen. Das erleichtert grenzüberschreitende Mobilität, unterstützt Karrierewechsel und stärkt das Recruiting. Seit dem 01.01.2025 ist zudem das IFoA wieder Teil des AAE-MRA, wodurch die Portabilität innerhalb Europas weiter zunimmt.

Direkte Links:
1) Zusammengefasst: So funktionieren die Vereinbarungen gegenseitiger Anerkennung (MRA) der AAE
- Grundlage und Zielbild: Das MRA basiert auf dem AAE Core Syllabus und den AAE-CPD-Guidelines. Damit wird ein gemeinsames Mindestniveau definiert; häufig ist keine zusätzliche Prüfung erforderlich.
- Ausnahmen: Wenn wesentliche Unterschiede bestehen – etwa in Ausbildung, Praxis oder bei regulierten Tätigkeiten im Zielland –, kann die aufnehmende Vereinigung eine Eignungsprüfung verlangen oder eine Anpassungszeit von bis zu drei Jahren vorsehen.
- Rechtlicher Kontext: Das MRA orientiert sich am Geist der EU-Berufsanerkennungsrichtlinie 2005/36/EG (i. V. m. 2013/55/EU). Es ersetzt deren Rechtswirkung jedoch nicht; länderspezifische Regeln bleiben maßgeblich. In einigen Ländern ist der Beruf reguliert (z. B. Dänemark, Italien, Polen, Slowakei, Slowenien, Spanien, Schweden).
- Governance und Qualitätssicherung: Das MRA ist in den AAE-Statuten verankert; Vollmitglieder sollen das MRA grundsätzlich zeichnen. Für Sonderfälle sind AAE-Prozesse vorgesehen, die bis zur vorübergehenden Nichtteilnahme reichen können.
Mehr dazu:
2) Europäische Zusammenarbeit – was sie konkret bringt
- IFoA zurück an Bord (seit 01.01.2025): Anerkennungsanträge unter dem AAE-MRA sind wieder möglich, was Wechsel zwischen UK und EU erleichtert (IFoA news).
- Nationale Umsetzungen: Die DAV (DE) ist Unterzeichnerin des AAE-MRA; zusätzlich bestehen bilaterale MRAs außerhalb Europas, z. B. mit Kanada ("Prinzipien zur Governance der internationalen aktuariellen Arbeit"). Das Institut des Actuaires (FR) gibt praktische Hinweise zur gegenseitigen Anerkennung für in Frankreich tätige Aktuar:innen, etwa zu Anforderungen an den Qualifizierten-Status und an die Berufspraxis (Institut des actuaires — Q&A).
- AAE-weit abgestimmt: Die Statuten fordern die Teilnahme am MRA; Beobachter können nach Zustimmung bilaterale Parallel-Abkommen schließen. (AAE-Statuten)
- Kooperationsbeispiel: Die Zusammenarbeit zwischen AAE und actuview erleichtert einen flächendeckenden CPD-Zugang – hilfreich, weil übereinstimmende CPD-Anforderungen oft Teil von Anerkennungsprüfungen sind (Partnerschafts-News).
3) Praxis-Checkliste: So laufen Anträge reibungsloser
- Status klären: Prüfen Sie zunächst, ob Ihr Heimatverband eine AAE-Qualifying Association ist und ob Ihr Mitgliedsgrad dem Status „Qualifying Actuary“ entspricht.
- Nachweise bündeln: Legen Sie Abschluss- und Qualifikationsunterlagen, eine Good-Standing-Bescheinigung, die CPD-Historie sowie Nachweise zur Berufspraxis bereit – möglichst mit Bezug zu landesspezifischen Praxisfeldern.
- Berufsrecht und Standards prüfen: Mit dem Beitritt zur aufnehmenden Vereinigung gelten dessen Verhaltenskodex und Standards. Schärfen Sie Ihr Bewusstsein für die lokalen Anforderungen frühzeitig.
- Regulierte Tätigkeiten identifizieren: Markieren Sie Funktionen mit möglicher Sign-off-Verantwortung und dokumentieren Sie etwaige Lücken zur lokalen Praxis.
- Einen Plan B vorbereiten: Falls „wesentliche Unterschiede“ festgestellt werden, erarbeiten Sie einen Anpassungsplan (z. B. zusätzliche Praxisnachweise oder Kursmodule) oder bereiten Sie sich auf eine Eignungsprüfung vor.
- Timing und Sequenz beachten: Planen Sie den Antrag vor einem Job- oder Länderwechsel und berücksichtigen Sie Bearbeitungsdauer sowie mögliche Anpassungszeiten.
- Heimatverband einbinden: Informieren Sie Ihren Heimatverband frühzeitig; das beschleunigt häufig Kontakte und Prozesse.
- Kommunikation dokumentieren: Halten Sie Anforderungen und Entscheidungen der aufnehmenden Vereinigung sauber fest – das unterstützt Folgewechsel und erleichtert CPD-Audits.
4) Häufige Stolpersteine – und wie man sie vermeidet
- „MRA = automatisch und sofort“? Nicht ganz: Die aufnehmende Vereinigung prüft jeden Antrag und kann Anpassungen oder eine Eignungsprüfung verlangen. Schaffen Sie daher frühzeitig Klarheit.
- Regulierung übersehen: In regulierten Märkten gelten zusätzliche rechtliche Anforderungen; das MRA ersetzt diese nicht.
- Lückenhafte CPD-Nachweise: Eine saubere und nachvollziehbare CPD-Dokumentation spart Zeit.
- Standards/Kodex unterschätzt: Mit der Aufnahme in der aufnehmenden Vereinigung gelten dessen Standards ab Tag 1 – stellen Sie die Compliance sicher.
Call to action
- Für Kandidat:innen: Nutzen Sie die Checkliste, kontaktieren Sie Ihren Heimatverband und starten Sie eine Gap-Analyse zu lokalen Anforderungen.
- Für HR/Recruiting: Prüfen Sie früh, ob Kandidat:innen MRA-fähig sind, und kalkulieren Sie mögliche Anpassungszeiten in Starttermin und Onboarding ein.
- Für deutschsprachige Aktuarinnen und Aktuare: Sehen Sie sich auf actuview das Video "Anerkennung der DAV-Mitgliedschaft im europäischen Ausland und darüber hinaus" an.
Quellliste:
- AAE — Mutual Recognition Agreement (01 Oct 2021, consolidated text, PDF)
- AAE — MRA Q&A (11 Oct 2024, PDF)
- AAE — Statutes (26 Sep 2025, PDF)
- IFoA — “IFoA rejoins the AAE MRA” (News, 13 Jan 2025)
- IFoA — Mutual Recognition (AAE route, from 01 Jan 2025)
- DAV — Ergebnisbericht des Ausschusses für berufsständische Fragen: "Prinzipien zur Governance der internationalen aktuariellen Arbeit"
- Institut des actuaires (FR) — Q&A on reconnaissance mutuelle
- AAE & actuview — partnership news
- CAS — Mutual Recognition (overview)