Wie Sie den Wettbewerb um die besten Bewerber*innen gewinnen: Fünf Argumente für Diversity

Wer bei dem Begriff „Diversity“ automatisch an die multikulturellen Models in den farbenfrohen Werbekampagnen von United Colors of Benetton denkt, liegt zwar nicht ganz falsch, denkt aber zu kurz. Denn Diversity ist viel facettenreicher, als es auf den ersten Blick erscheint. Nicht nur Herkunft und kulturelle Zugehörigkeit werden darunter verstanden, sondern auch Parameter wie Geschlecht, Alter, Behinderungen, Religion oder sexuelle Orientierung. Dazu kommen Unterschiede in Wertevorstellungen und Einstellungen – eine diverse Belegschaft deckt also im besten Fall möglichst viele der Zielgruppen ab, die es auch innerhalb einer Gesellschaft gibt. Auch im Wettbewerb um die besten Bewerber*innen spielt Diversity eine immer größere Rolle. Im Folgenden erklären wir in fünf Punkten, warum das so ist.
Veröffentlicht am 21.10.2020

1.    Diversity impliziert Chancengleichheit
Laut einer Studie von stepstone und dem Handelsblatt würden sich 77 Prozent der Studienteilnehmenden eher bei Unternehmen bewerben, die für Toleranz und Vielfältigkeit einstehen. Noch mehr Teilnehmende wünschen sich ganz explizit ein heterogenes Arbeitsumfeld. Als Grund dafür gilt die Überzeugung, dass Unternehmen, die sich diesen Werten verschreiben, ganz automatisch bessere Karriere- und Aufstiegschancen bieten und insgesamt Chancengleichheit für alle Mitarbeitenden herstellen. Schenkt man dieser Annahme Glauben, so ist es wenig überraschend, dass Diversität insbesondere für Bewerber*innen mit Aufstiegsambitionen eine große Relevanz hat.

2.    Diversity schafft ein positives Image
In den letzten Jahrzehnten hat sich ein Wertewandel in der Arbeitswelt vollzogen, der auch die Anforderungen an die Arbeitgeber nicht unberührt lässt. Insbesondere gewinnen Werte wie Sinnhaftigkeit und vernetztes Arbeiten mit Kolleg*innen gerade in den sogenannten Generationen X und Y immer mehr an Bedeutung. Auch die klare Positionierung von Unternehmen in gesellschaftlichen Debatten, beispielsweise zu „Me too“, „#Aufschrei“ oder „black lives matter“, wird geschätzt – wenn nicht sogar erwartet. Schafft es ein Unternehmen, sich zu diesen Themen sensibel und authentisch zu positionieren, kann dies zu einem entscheidenden Mehrwert für seine öffentliche Wahrnehmung werden. Die Prämisse ist jedoch, dass diese Werte tatsächlich als authentischer Teil der Unternehmenskultur gelebt werden.

3.    Diversity sorgt für eine bessere Work-Life-Balance
Ein Unternehmen, das Diversity-Management verantwortungsbewusst umsetzt, legt nicht nur Wert auf eine gesunde Durchmischung in der eigenen Belegschaft, sondern beschäftigt sich auch mit den unterschiedlichen Lebensrealitäten seiner Mitarbeitenden. So rücken ganz automatisch Themen wie flexibles Arbeiten und die Vereinbarkeit von Beruf und Familie in den Fokus der Personaler*innen. Kein Wunder, dass diverse Unternehmen oftmals fortschrittlichere Konzepte anbieten und eine bessere Work-Life-Balance ermöglichen. 

4.    Diversity ist ein Wohlfühlfaktor 
„Diversity wirkt auch nach innen“, so steht es auf der Webseite der Initiative „Charta der Vielfalt – für Diversity in der Arbeitswelt“. Auch die Mitarbeitendenzufriedenheit ist in divers besetzten Unternehmen höher. Haben Sie also eine*n qualifizierte*n Mitarbeiter*in gewonnen, bleibt Ihnen diese*r vermutlich längerfristig erhalten. 

5.    Diversity hilft dabei, Fehler zu vermeiden
In den 1950er-Jahren wurden die ersten Airbags erfunden – eine große Errungenschaft in Sachen Verkehrssicherheit, die sich bis heute bewährt hat. Zumindest, wenn der Insasse ein Mann ist. Laut Focus sind Airbags, auch heute noch, auf den Norm-Mann ausgelegt. Frauen, Teenager und Ältere entsprechen jedoch nicht dessen Proportionen und erleiden im Falle eines Crashs mehr und schlimmere Verletzungen. Mittlerweile gibt es immerhin weibliche Crashtest-Dummies, in den 50er-Jahren war dies nicht der Fall. Frauen wurden von den männlichen Ingenieuren schlichtweg nicht mitbedacht (wenn vielleicht auch mitgemeint?). Wäre das Wissenschaftlerteam divers gewesen, wäre dieser Fehler sicher nicht geschehen. Im Tagesschau Zukunftspodcast stellt die Wirtschaftswissenschaftlerin Prof. Dr.  Monika Schnitzer, Mitglied des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, die These auf, dass insbesondere unternehmerische Fehlentscheidungen, die durch eine zu homogene Entscheiderstruktur entstehen, vermieden werden können. Hätte es den Dieselskandal also nicht gegeben, wenn die Chefetagen bei VW und Co diverser besetzt wären? Diese Frage wird sich nicht klären lassen, doch entscheidend ist an dieser Stelle, dass diverse Teams ihre Entscheidungen per se multiperspektivisch beleuchten und so eindimensionale Bewertungen unwahrscheinlicher sind.

Insbesondere für Unternehmen, die vom Fachkräftemangel betroffen sind, führt in Zukunft wohl kaum ein Weg an einem aktivem Diversity Management vorbei. Denn über all den oben genannten Argumenten für Diversity steht wohl Eines: Diversity macht erfolgreich. Unzählige Studien lassen mittlerweile keinen Zweifel mehr aufkommen: Diverse Teams arbeiten erfolgreicher. Und Erfolg macht attraktiv – wer möchte schließlich nicht für ein erfolgreiches Unternehmen arbeiten?