The New Normal: das Bewerbungsgespräch per Video
Viele neue Prozesse haben ins Berufsleben Einzug gehalten. Das beginnt schon vor dem ersten Arbeitstag: Mittlerweile finden viele Bewerbungsgespräche online statt, via Video-Chat in Skype, Zoom, Teams und Co. Die Situation ist nicht nur für die Bewerber*innen neu und herausfordernd, auch Arbeitgeber*innen und Personaler*innen lernen gerade den richtigen Ton beim ersten Kennenlernen am Bildschirm.
Auch wenn alles neu erscheint, an den wichtigsten Parametern hat sich nichts geändert: Gute Vorbereitung, Pünktlichkeit und ein gepflegtes Auftreten sind weiterhin das A und O. Natürlich sieht der Gegenüber theoretisch nicht, ob sich unter der adretten Bluse eine Jogginghose versteckt, allerdings kann nur zu einem kompletten Outfit geraten werden – schließlich möchten Sie sich voll auf das Gespräch konzentrieren und sich nicht fragen, ob der Gesprächspartner beim letzten Zurechtrücken der Kamera doch einen kurzen Schimmer des grauen Schlabberlooks erhascht hat.
Damit klingt auch schon der nächste Punkt an: Das Einrichten der Webcam bestimmt den Gesamteindruck. Diese sollte so positioniert sein, dass Sie aufrecht ins Bild schauen, damit Sie sich wortwörtlich auf Augenhöhe unterhalten können. Achten Sie zudem darauf, dass Ihr Gesicht im Licht liegt – also am besten nicht mit dem Rücken zum Fenster. Prüfen Sie vor dem Gespräch mit einem Testanruf auch die Tonqualität, damit das Gespräch nicht mit ängstlichen Sekunden des „Hören Sie mich?“ beginnt. Dazu gehört auch die zu nutzende Software auf dem neusten Stand zu halten – am besten lassen Sie am Vortag noch ein Update laufen.
Nun präsentieren Sie sich nicht mehr nur über Ihr Äußeres und Auftreten, sondern auch die Auswahl des Hintergrunds. Da die Gespräche meist von zu Hause stattfinden, erlaubt man unweigerlich einen Blick ins Private. Gern können Sie hier eine neutrale Ecke in Küche, Büro oder im Wohnzimmer wählen, eine komplett weiße Wand wiederum wirkt nicht sehr schmeichelhaft und steril. In jedem Fall: keine Strandfotos, Teddybären oder motivierende Spruchkarten im Hintergrund. Natürlich bieten die meisten Videokonferenz-Tools künstliche Hintergründe, aber die wirken genauso: künstlich und unpersönlich. Wenn möglich, ist also eine reale Umgebung vorzuziehen. Von Gesprächen aus dem Park oder Café raten wir übrigens ab: Die Gefahr von Ablenkungen und Lärm ist schlichtweg zu groß.
Störungen ist auch in den eigenen vier Wänden vorzubeugen: Schließen Sie, wenn möglich, die Tür zu Ihrem Raum ab. Zwar haben wir alle in den letzten Monaten über hereinstürmende Kinder oder Katzen auf der Tastatur während TV-Interviews gelacht, aber in einem Bewerbungsgespräch würde dies nur zu stressigen Momenten führen. Warnen Sie auch alle Personen in Ihrem Haushalt vor – damit man von draußen nicht hört „Schatz, ich habe Klopapier mitgebracht!“
Sind Sie also perfekt eingerichtet und – wie auch beim Gespräch vor Ort – inhaltlich bestens auf das Gespräch vorbereitet, sollten Sie nur noch darauf achten, aufrecht zu sitzen und gerade in die Kamera zu schauen. Wenn es zu Hängern in der Übertragung kommt, keine Panik. Warten Sie die stockenden Momente einfach ab und beginnen Sie gegebenenfalls mit Ihren Ausführungen erneut. Grundsätzlich ist es ratsam, nicht zu schnell zu sprechen und etwas mehr Pausen einzusetzen, um bei einigen Sekunden Verzögerung dem Gegenüber Möglichkeiten zur Beteiligung zu geben.
Bei allen Tipps und Tricks gilt aber auch weiterhin: Es ist und bleibt ein Bewerbungsgespräch. Im Kern zählt, welche Erfahrungen und Fähigkeiten Sie mitbringen, wie Sie auftreten und was Sie von Ihrem potenziellen zukünftigen Arbeitgeber wissen möchten. Die Technik dient Ihnen und nicht umgekehrt.