Social Media bei der Jobsuche richtig einsetzen

Mehr und mehr suchen Personal*innen direkt in den sozialen Netzwerken nach passenden Kandidat*innen. Deshalb sollten einige Regeln befolgt und öffentliche Profile gut gepflegt werden.
Veröffentlicht am 21.12.2020

Dass Social Media unseren Alltag umgekrempelt hat, ist wohl bekannt. In den letzten Jahren hat sich der Trend zur digitalen Vernetzung aber auch mehr und mehr in der beruflichen Sphäre durchgesetzt. Kolleg*innen, Studienfreund*innen oder auch Kooperationspartner*innen und Dienstleister*innen verbinden sich online, um in ihrer Branche und darüber hinaus auf dem Laufenden zu bleiben.

Bei all den Informationen, die Angestellte und Freelancer öffentlich zur Verfügung stellen, ist es kein Wunder, dass Recruiter und Headhunter hier eine Goldgrube sehen. Mehr und mehr suchen auch Personal*innen direkt in den sozialen Netzwerken nach passenden Kandidat*innen für ihr Unternehmen. Die Ansprache ist denkbar einfach und der Kontakt viel zielgerichteter als bei normalen Stellenausschreibungen. Doch geschäftliche Social-Media-Profile sind nicht nur für gefragte Fach- und Führungskräfte relevant. Auch solche Arbeitnehmer*innen, die nicht mit Anrufen von Headhuntern rechnen, können über die digitalen Visitenkarten Eindruck machen. In nicht wenigen Branchen ist ein solider Auftritt sogar Pflicht – denn selbst wenn die Bewerbung klassisch per E-Mail oder Online-Recruiting-Center erfolgt, googlen Personalverantwortliche gern noch einmal schnell hinterher. Deshalb sollten einige Regeln befolgt und öffentliche Profile gut gepflegt werden.

Wo lohnt sich ein Auftritt?

Im deutschsprachigen Raum führt XING den Markt der Business-Netzwerke an. Nach eigenen Angaben nutzten 2019 18,5 Millionen User aus Deutschland, Österreich und der Schweiz das Angebot der Hamburger Firma. Doch die international ausgerichtete Plattform LinkedIn holt in Deutschland auf. Wer auf dem europäischen oder amerikanischen Arbeitsmarkt unterwegs ist, kommt nicht an dem US-Unternehmen vorbei. Mit 660 Millionen Usern weltweit – davon 206 Millionen in Europa – gilt LinkedIn als das größte soziale Netzwerk für Geschäftskontakte.

In einigen Branchen sind zudem auch Facebook, Twitter oder gar Instagram für die Jobsuche nutzbar. Allerdings gilt hier eine wichtige Regel: Privates und Berufliches bleiben getrennt. Will man sich also als Expert*in präsentieren, geschieht dies mit einem separaten Account, auf dem weder Party- noch Katzenfotos etwas zu suchen haben.

Wie sollte ein Profil aussehen?

Ebenso wichtig wie profan: Profile in den Business-Netzwerken sollten stets vollständig und aktuell gehalten werden. Nichts ist schlimmer, als veraltete Angaben öffentlich zu verbreiten. Schließlich würden Sie auch keinen Lebenslauf verschicken, der Ihre aktuelle Stelle nicht umfasst. Das oberste Credo ist deshalb: Nennen Sie Ihren vollständigen Lebenslauf inklusive aller Ausbildungsstationen und Jobs Ihrer beruflichen Karriere. Sollten sich vielleicht gerade zu Beginn des Berufslebens viele kleine Stationen wie Praktika gesammelt haben, können diese zusammengefasst werden – auslassen sollte man sie aber nicht.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist Verständlichkeit. Hier geht es nicht um einen gehobenen, prosaischen Ausdruck, sondern ganz im Gegenteil um klare Positionsbezeichnungen und kurze Beschreibungen der dort verrichteten Aufgaben. Gerade wenn Ihr offizieller Job-Titel für Außenstehende eher nach Fachchinesisch klingt, sollten sie hier viel Wert auf eine erläuternde aber kurze Passage legen.

Im weiteren Teil gibt es je nach Plattform einzelne Rubriken, in denen Sie Ihre Fähigkeiten (vor allem technischer Natur) und gegebenenfalls auch private Interessen kurz nennen können. Vor allem erstere Kategorie ist besonders wichtig, lässt sie den Gegenüber doch mit einer kurzen Aufzählung wissen, auf welche Sprach- oder Softwarekenntnisse er bei Ihnen setzen kann. An dieser Stelle kommt noch eine Besonderheit digitaler Informationen zum Tragen: Umso genauer Sie Ihr Profil ausfüllen und mit allgemein verständlichen Stichworten versehen, umso höher ist Ihre Chance, von den Suchalgorithmen der Plattform selbst oder auch von Suchmaschinen hervorgehoben zu werden. Versuchen Sie also, wichtige Fähigkeiten und Qualifikationen möglichst mit universalen Worten anstelle von unternehmensinternen Bezeichnungen zu beschreiben.

Nach diesem Teil der Selbstdarstellung gilt es nun, die eigenen Wünsche und Vorstellungen zu formulieren. Was sind Ihre beruflichen Ziele, welche Entwicklung stellen Sie sich für Ihre Karriere vor? Häufig lässt sich dies in einem temporären Status-Update leicht regelmäßig anpassen. Außerdem können meist grundsätzliche Anforderungen an den zukünftigen Arbeitgeber angegeben werden, damit Personaler*innen direkt einschätzen können, ob Sie sich für das Unternehmen interessieren würden: öffentliche Einrichtung oder Privatwirtschaft, Großkonzern oder Mittelständler, Einsatz in einer speziellen Region oder deutschlandweit? Zu guter Letzt sollten Sie auch Angaben zum gewünschten Einkommen – meist in Form einer Mindestsumme oder Gehaltsspanne – machen.

Wenn Sie alle diese Informationen gesammelt haben, bleibt nur noch der abschließende Blick auf die Form: Selbstverständlich sollten alle Texte fehlerfrei und dem Rahmen entsprechend professionell formuliert sein. Ebenso sollte auch in digitalen Zeiten Wert auf ein professionelles Bewerbungsfoto gelegt werden. Die meisten Plattformen bieten zudem die Möglichkeit, Headerbilder oder weitere Gestaltungselemente hinzuzufügen. Nutzen Sie diese Flächen sparsam und weiterhin mit Blick auf die Standards Ihrer Branche – für künstlerische Eskapaden sind eher private Social-Media-Profile angebracht.

Das Profil ist fertig – was nun?

Wenn das erste Business-Profil steht, ist die Arbeit noch nicht vorbei. Am besten nutzen Sie dieses Profil, um gleich weitere Auftritte auf anderen Plattformen anzulegen. So erhöhen Sie Ihre Sichtbarkeit mit nur wenig Zusatzaufwand. Neben den großen Netzwerken XING und LinkedIn können je nach Branche und Jobmarkt auch kleinere spezialisierte Plattformen relevant sein. Dazu gehören auch Stellenportale wie actupool, die die Möglichkeit bieten, Lebensläufe direkt anzulegen.

Im Gegensatz zum einmaligen Versenden einer Bewerbung ist Ihr digitales Business-Profil in einem Netzwerk ein lebendes Objekt. Achten Sie also darauf, es ständig aktuell zu halten, auch wenn Sie nicht aktiv auf Jobsuche sind. Zudem speist sich die Aufmerksamkeit für Ihr Profil auch über Ihre Aktivitäten im Netzwerk selbst. Sowohl XING als auch LinkedIn (Twitter und Facebook sowieso) leben von der Interaktion ihrer User untereinander. Newsfeeds mit Status-Updates der User werden mit Unternehmensmitteilungen und Artikeln aus eigenen Redaktionen vermischt. Versuchen Sie ebenfalls, interessante und für Ihr Netzwerk relevante Informationen zu posten. Damit erscheinen Sie nicht nur regelmäßig im Newsfeed von potentiellen Arbeitgeber*innen und Kolleg*innen, sondern weisen sich auf als Expert*in auf Ihrem Fachgebiet aus.

Weiterhin sollten Sie guten Gebrauch vom eigentlichen Zweck der Plattformen machen: dem Vernetzen mit Personen aus Ihrer Branche und darüber hinaus. Wenn Sie eine lange Kontaktliste haben und sichtbar mit vielen Kolleg*innen verbunden sind, kommen Ihre Posts nicht nur bei mehr Leuten an, auch demonstrieren Sie Ihr Standing in der Branche und Ihre Expertise in bestimmten Feldern.