KI im aktuariellen Skillset - Interview mit Sarah Schadek-Keane

Sarah Schadek-Keane, Direktorin bei der Emerald Group, ist seit 13 Jahren in der Personalvermittlung tätig und rekrutiert lokale und internationale Talente für ihr globales Kundennetzwerk. In unserem Interview spricht sie über die Auswirkungen des Einsatzes von KI auf die nötigen Fähigkeiten von Aktuaren, ihre Karriereentwicklung, aber auch auf den Beruf des Aktuars selbst.
Veröffentlicht am 17.10.2023

Künstliche Intelligenz bzw. maschinelles Lernen ist ein brandheißes Thema in den meisten Berufen und Arbeitsumgebungen im Allgemeinen. Für die Verantwortungsbereiche von Aktuaren hat KI jedoch eine noch größere Bedeutung als in den meisten anderen Berufsbildern. Dies liegt nicht zuletzt daran, dass Programmierkenntnisse für viele Aktuare ein wesentlicher Bestandteil des Skillsets sind. Wie beurteilen Sie die Entwicklung des maschinellen Lernens und der künstlichen Intelligenz in den letzten drei Jahren für die Versicherungsmathematik?

Ich denke, die größte Auswirkung hat das exponentielle Wachstum von Daten und die Art und Weise, wie KI diese riesigen Datenmengen durchforstet und lernt, wie sie Aufgaben erledigen kann, die zuvor von Mitarbeitern erledigt wurden. Sie ist auch für den Gesundheitssektor relevanter geworden und wird wahrscheinlich zu einem Standardwerkzeug für Ärzte und Mediziner zur Unterstützung der Diagnose werden. Auch im Verkehrssektor hat es Veränderungen gegeben, die etwa für die Risikobewertung in der Versicherungsbranche von großer Bedeutung sind, z. B. fahrerlose Autos oder andere autonome Fahrzeuge.

Welche Vorteile ergeben sich für Aktuare in ihrem beruflichen Umfeld durch die erhöhte Aufmerksamkeit und den raschen Fortschritt?

Ich denke, dass sich der Beruf des Versicherungsmathematikers dadurch für breiter angelegte und datenorientierte Aufgaben öffnet. Meiner Meinung nach wird sich das Tempo der Rollenveränderung jedoch erhöhen, so dass Aktuare flexibler sein und ihre Rollen an die Anforderungen neuer Aufgaben und Bewertungen anpassen müssen. Versicherungsmathematiker werden mit KI-Prozessen und -Anwendungen arbeiten müssen, um die Vorteile zu ihren Gunsten zu nutzen; deshalb werden Programmierkenntnisse für Versicherungsmathematiker immer wichtiger werden.

Wie können Kenntnisse und Qualifikationen im Umgang mit KI im versicherungsmathematischen Skillset sichtbar gemacht werden? Und wie können sie gegenüber Arbeitgebern argumentiert werden? 

Die einfache Antwort wäre, neue Werkzeuge und einfache Anwendungen zu entwickeln, um zu zeigen, wie man die großen Datenmengen, die in einem globalen Umfeld zur Verfügung stehen, nutzen kann; eine kritische Denkweise und starke analytische Fähigkeiten, um die Ergebnisse von Daten zu bewerten und zu verarbeiten, werden noch wichtiger sein als bisher. Ich denke, das Konzept des lebenslangen Lernens wird auch durch zusätzliche Qualifikationen (wie die CADS), die sich auf dieses Thema konzentrieren, wichtiger werden. Meiner Meinung nach ist es auch wichtig, das Bewusstsein für die Risiken zu schärfen, die KI mit sich bringt. Dazu gehören etwa die Punkte, die ich oben zu Gesundheits- und Transportthemen erwähnt habe, aber auch innerhalb des regulatorischen Rahmens in Unternehmen, lokal oder global.

Welche Kenntnisse und Fähigkeiten sind Ihrer Erfahrung zufolge derzeit in diesem Zusammenhang besonders gefragt - und welche könnten es in Zukunft sein?

Programmierkenntnisse in Python oder R, Fachwissen und Know-how darüber, wie man aus Daten Erkenntnisse gewinnen kann, die sich in Geschäftswert umsetzen lassen (z. B. Marktintelligenz, Risikobewertung usw.), sind für Unternehmen derzeit wichtig. Ein Fehler, den Aktuare meiner Meinung nach derzeit begehen besteht darin, dass sie glauben, es handele sich um ein strategisches Thema. Tatsächlich geht es hierbei eher um eine praktische Aufgabe, d. h. um die Verbesserung von Algorithmen und Systemen zur Extraktion der benötigten Daten und zur Verarbeitung einer breiten Palette von Datensätzen, um wertvolle Erkenntnisse zu einem Thema zu gewinnen sowie Muster zu extrahieren und fundierte Prognosen über Risikowahrscheinlichkeiten zu erstellen. Bei meiner Arbeit mit Kunden und Kandidaten stelle ich ein großes Interesse an KI und maschinellem Lernen fest. Hier bieten sich enorme Chancen sowohl für Unternehmen als auch für Aktuare, insbesondere für Personen, die Fähigkeiten und Kenntnisse in diesem Bereich aufbauen.

Detaillierte Einblicke zum Thema Künstliche Intelligenz bei Vorstellungsgesprächen finden Sie in diesem Artikel im News Blog der Emerald Group.