"Fortlaufende Weiterbildung – eine spannende Aufgabe" Interview mit Henning Wergen, Geschäftsführer der EAA

Henning Wergen ist Geschäftsführer der European Actuarial Academy (EAA), einer gemeinsamen Initiative der Aktuarvereinigungen aus Deutschland, Österreich, Schweiz und den Niederlanden. Die EAA verfolgt das Ziel, europaweit Weiterbildung für Aktuarinnen und Aktuare bereitzustellen. Er ist Mitglied der Deutschen Aktuarvereinigung (DAV) und repräsentiert die DAV international, insbesondere in den Themen Ausbildung, Qualifizierung und Weiterbildung. Herr Wergen ist Vorsitzender des Education Committee der Actuarial Association of Europe (AAE) und seit Anfang 2022 auch Vorsitzender des Education Committee der International Actuarial Association (IAA).
Veröffentlicht am 23.08.2022
Herr Wergen, Sie sind Managing Director der European Actuarial Academy, die das Ziel verfolgt aktuarielles Fachwissen in Europa auszubauen und zu fördern. Wie stellen Sie Ihr Weiterbildungsprogramm zusammen, d.h. wie ermitteln Sie den Weiterbildungsbedarf von Aktuarinnen und Aktuaren in Europa?

Die Bereiche, in denen Aktuarinnen und Aktuare mit ihrer spezifischen Expertise tätig sind, sind in den letzten Jahren weitergewachsen. Dementsprechend ist es natürlich für uns eine spannende Herausforderung, fortlaufend interessante und hochwertige Weiterbildungsangebote zu relevanten Themen bereitzustellen. In der Konzeption stellt unser erfahrenes Team an internationalen Expertinnen und Experten stets den Startpunkt da, um interessante Weiterbildung anbieten zu können. Und ganz zentral ist natürlich auch die Frage, welcher Bedarf uns von Aktuarinnen und Aktuaren zurückgemeldet wird.

Hinzu kommen insbesondere auch Themen der nationalen und internationalen Fachgremien und ganz zentral die Nachfrage nach spezifischen Angeboten durch die verschiedenen nationalen Aktuarvereinigungen in ganz Europa mit denen wir partnerschaftlich zusammenarbeiten.

 
In Zeiten von Data Science, zunehmender Digitalisierung und gesellschaftlichen Umbrüchen erfahren viele Berufe eine grundlegende Veränderung - auch der Beruf der Aktuarinnen und Aktuare. Welche Entwicklungen erkennen Sie und wie hat sich das Weiterbildungsangebot diesbezüglich angepasst?  

Wenig überraschend ist der Anteil der Schulungen im Bereich Actuarial Data Science in den vergangenen Jahren signifikant gestiegen. Neben umfangreichen Grundlagenschulungen versuchen wir insbesondere in kleineren Sessions praxisrelevante Einzelthemen zu beleuchten und Lösungen aufzuzeigen. Hinzu kommen auch Themen aus den Bereichen der persönlichen professionellen Weiterentwicklung, wie Kommunikationsfähigkeiten oder Aspekte des „richtigen“ Verhaltens bei aktuariell-berufsständischen Zweifelsfragen. Der pandemiebedingte sprunghafte Ausbau der virtuellen Zusammenarbeit hat die Zugänglichkeit zu Weiterbildungsangeboten für Aktuarinnen und Aktuare aus unserer Sicht deutlich erhöht und generiert sicherlich auch neue Themen, zum Beispiel ob eine gute Kommunikation online anders funktioniert als bei einem persönlichen Zusammenkommen.

Sie sind Vorsitzender des Education Committee der Actuarial Association of Europe (AAE) und seit 2022 auch Vorsitzender des Education Committee der International Actuarial Association (IAA). Welche Ziele verfolgen diese Committees und welche Themen werden dort aktuell bearbeitet?

Die AAE hat im Jahr 2019 einen aktualisierten Core Syllabus verabschiedet, der die inhaltliche Grundlage für die gegenseitige europaweite Anerkennung der nationalen Aktuarausbildungen darstellt. Alle Mitgliedsvereinigungen sind aufgefordert, die Anforderungen bis zum Ende des Jahres 2022 umzusetzen. Innerhalb des AAE Education Committees läuft aktuell der Reviewprozess der verschiedenen nationalen Ausbildungswege.

Auch bei der IAA ist das Thema Ausbildung aktuell im Mittelpunkt der Diskussionen. Anders als auf europäischer Ebene gibt es hier keine gegenseitige Anerkennung. Nichtsdestotrotz gibt es einen Mindeststandard, den eine Mitgliedsvereinigung im Ausbildungsbereich erfüllen muss. Natürlich ist dabei zu berücksichtigen, dass weltweit sehr unterschiedliche Qualifizierungswege existieren und Themenschwerpunkte anders gesetzt werden. Dies gilt es mit der notwendigen Flexibilität aber zeitlich auch stabil unter ein organisatorisches Dach zu bringen.

In Zeiten von Home-Office und Remote Work wird die klassische Weiterbildung als Seminar oft durch digitale Weiterbildungsangebote ersetzt. Welche digitalen Angebote und Plattformen würden Sie Aktuarinnen oder Aktuaren zur Weiterbildung empfehlen?

Ja, im Bereich der virtuellen Weiterbildung hat sich in den vergangenen rund zweieinhalb Jahren viel entwickelt. Wie schon erwähnt können wir online sehr direkt internationale Angebote bereitstellen. Ergänzend ist es aber auch unser Ziel, regelmäßig besondere Formate neben unseren regulären Weiterbildungen anzubieten. In diesem Zusammenhang ist sicherlich die CONVENTION A zu erwähnen, für die wir in der Woche vom 19. bis zum 23. September 2022 zusammen mit unsere, Co-Organisator actuview insgesamt 35 internationale Partner aus der aktuariellen Community gewinnen konnten. Jeder Partner wird mindestens ein vierstündiges Programmmodul für diese erste rein virtuelle Kongressveranstaltung bereitstellen. Ergänzt wird das globale Programm um tägliche Planery Sessions zu aktuellen gesellschaftlichen Themen und deren Einfluss auf die Tätigkeit der Aktuarinnen und Aktuare.

Die EAA ist einer der zahlreichen regulären Contentpartner von www.actuview.com, um so zentral und weltweit Weiterbildung für Aktuarinnen und Aktuare zugänglich zu machen, insbesondere auch für jene, die nicht regelmäßig an Tagungen oder Seminaren teilnehmen können.